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Der Morgen ist trüb, dennoch beschließe ich einen
weiteren
Tag in Karlsbad zu verbringen, um mir die schönen Paläste bei
Tageslicht anzuschauen. Der Taleingang wird beherrscht von einem
hässlichen Betonklotz, dem "Thermalhotel", in dem auch die
Filmfestspiele von Karlsbad stattfinden. Daran schließt sich das
alte Bad Nr. I mit den gusseisernen Kolonaden an. Leider ist
vieles abgerissen worden in den letzten 30 Jahren. Allein für das
Thermalhotel mussten 30 Jugendstilvillen weichen. Die schnelle
Sanierung vieler Luxushotels ist vor allem russischem Kapital zu
verdanken. Wegen der hohen Preise sind aber nur 5% der Gäste aus
Tschechien. Dies erfahre ich im Vorbeigehen von einer der vielen
deutschen Führungen. Überhaupt reisen deutsche
Seniorengruppen busladungsweise nach Karlsbad. Wahrscheinlich sind es
aber nur Tagesgäste.
Heute wandere ich über das Hotel "Pupp" hinaus noch ins
romantische Tal. Natürlich war auch Goethe hier: Ihm ist einer der
Kurwege gewidmet. Mich führt die Tour bergan zu einigen
wunderschönen Aussichtspunkten. Inzwischen scheint die Sonne und
Karlsbad erstrahlt in seiner weißen Pracht. Mehrere riesige
Hotelkomplexe - alle aus der Jahrhunderwende - liegen am
gegenüberliegenden Berghang mit Blick ins Tal. Gegen Mittag ist
der Rundgang am "Hirschsprung" beendet.
Ich beschließe mit der Bahn noch einen Nachmittagsausflug ins
Erzgebirge zu unternehmen. Kurz nachdem ich den Bahnhof ereiche,
fährt der Zug nach Portucky, eine Güterzugdiesellok mit drei
zweiachsigen Triebwagen-Beiwagen "Brotbüchsen". Die Heizung
der Wagen ist autark (eine eigene Ölheizung) und die Rundumsicht
fantastisch. Leider endet die Fahrt schon in Nejdek. Ab hier ist die
Strecke wegen Gleiserneuerung gesperrt, also gibt es Busersatzverkehr.
Die Bahnstrecke überquert offen den Erzgebirgskamm. Das letzte
Stück abwärts bis Johanngeorgenstadt übernimmt ein
einzelner Triebwagen.
Ich steige in Portucky aus und werde überrascht von einem
riesigen
Chinesenmarkt: Zelte auf einem Parkplatz, eine eigens errichtete
riesige Lagerhalle. Sämtliche Keller und Hinterhöfe sind voll
mit chinesischen Verkaufsständen. Die Preise sind
Verhandlungssache, enden aber meist auf Aldi-Niveau. Überraschend
ist, dass jetzt schon DVDs des neuesten Films mit Jody Foster
"Flightplan" verkauft werden - natürlich Raubkopien.
Ich überschreite zu Fuß die Grenze nach
Johanngeorgenstadt.
Die Wiederaufbauarbeiten nach der Flut vor 4 Jahren sind gerade
abgeschlossen. Deutsche Züge fahren von hier bis Zwickau und
Dresden. Die tschechische Bahn (CD) fährt viermal am Tag über
die Grenze. An Samstagen soll es sogar durchgehende Züge von
Zwickau nach Karlsbad geben.
Die Häuser in der Oberstadt von Johanngeorgenstadt stehen
weitgehend leer und verfallen. Der Rückweg zur Grenze eröffet
ein großartiges Wandergebiet, das ich jetzt natürlich nicht
nutzen kann. Die Reise zurück verläuft ähnlich mit einem
Wechsel zwischen Zug und Bus. Der Triebwagen verweigert die Weiterfahrt
bis Karslbad unterer Bahnhof wegen zu großer Verspätung. So
laufe ich den letzten Kilometer bergab bis zum Hotel.
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